Samstag, 18. Januar · 19:00 - 21:00

Große Oper im Festsaal
Es war nicht wegen der Arien, die die Sopranistin Yvonne Madrid ihrem Publikum präsentierte, weil man sie vielleicht sofort mit den großen Opernhäusern und Diven des Gesangs in Verbindung bringen würde. Es lag vor allem am Auftreten und der Atmosphäre, die sie und Polina Spirina am Flügel an diesem frühen Abend schufen, und natürlich an der Stimme der Protagonistin, dass man sich an große Oper erinnert fühlte. Eine Stimme, die scheinbar mühelos den Saal ausfüllte, ihn bisweilen fast ein bisschen überforderte und ganz ohne Zweifel auch auf der großen Bühne besteht. Und außerdem setzte dieses Programm, basierend auf der gerade veröffentlichten CD, auch auf beschwingte Operette und ebensolche Melodien, zudem und erfreulicherweise die ganz persönliche und freimütig gestandene Neigung für gefühlvolles Liedgut nicht allzu sehr unterdrückend.

Sich treu geblieben
Doch nicht erst, als die Sopranistin sich zu dem bekannte, was manche Kritiker schon als Hang zum „Kitsch" bezeichnet hätten, wie sie sagte, zeigte es sich, dass es immer noch jene Yvonne Madrid ist, die schon in ihren Anfängen als Sängerin sehr selbstbewusst auftrat und bereits damals mit der Gewissheit lebte, dass sie, wie sie in einem Interview sagte, „die nächsten Jahre sehr kompromisslos leben muss und werde“. Was sie offensichtlich getan hat. Denn die einstige Schülerin an der Kreismusikschule Erding und der hier durch viele Konzerte bekannten Sängerin Erika Rüggeberger hat ihren Weg konsequent verfolgt, sich in verschiedenen europäischen Metropolen in klassischem Gesang ausbilden lassen, wie auf ihrer Homepage zu lesen ist. Sie erweiterte nach Opern-Engagements ihr Repertoire nicht nur um das lyrische Fach, sondern rief auch vor fünf Jahren in München ein Kammermusik-Ensemble ins Leben.

Erprobtes Zusammenspiel
Was es plausibel macht, mit welch unkomplizierten Selbstverständnis das Zusammenspiel von Sängerin und Begleitung auf dem Flügel funktionierte, sogar über den musikalischen Aspekt hinaus. Denn Polina Spirina war auch schon bei besagtem Kammermusik-Ensemble namens „The Munich Operettas“ am Klavier zu finden. Auch sie blickt auf eine fundierte und vielseitige Ausbildung und daraus resultierende Karriere als Konzertpianistin und Musikpädagogin auf ihrem Weg von St. Petersburg nach München. Um auch an diesem Abend als Solistin beispielsweise mit Tschaikowsky oder Schumann zu überzeugen. Und noch etwas verbindet Pianistin und Sängerin: Sie waren beide schwanger, als sie zusammen Yvonne Madrids erste CD „The Vintage Love“ mit beliebten Arien aus Oper und Operette aufnahmen.

Lippenbekenntnis
So bekam das „Wiegenlied" aus Dostals Operette „Flucht ins Glück“ eine besondere Bedeutung, strahlten Küneckes „Mond" aus dem „Vetter aus Dingsda" und Yvonne Madrid noch ein bisschen heller, wenn sie den Raum nutzte, nach der Konzentration vor Beginn einer Arie nun die Nähe zum Publikum suchte. Und weil es „auch mal schön ist, wenn Männer nichts sagen“, küssten ihre Lippen so heiß, wie es sich Franz Lehár wohl von „Giuditta" gewünscht hat, als er diese „Musikalische Komödie“, wie er sein letztes Werk nannte, schrieb. Doch spätestens als Yvonne Madrid das „Oh mio babbino caro" aus Puccinis „Gianni Schicchi“ zu Gehör gebracht hatte, wünschte man sich mit ihr, dass das Romantische nie verloren gehen möge. War hier doch unüberhörbar, dass die Sopranistin ganz besonders in ihrem Element war.

PET
https://sovie-ev.de/veranstaltung/yvonne-madrid/

 

Besetzung:

Yvonne Madrid, Sopran | Polina Spirina, Piano

Ihre Stimme hat eine breit gefächerte Ausbildung erfahren, weshalb Yvonne Madrid, in Regensburg geboren und in Erding aufgewachsen, in fast allen Genres zu Hause ist. Sie war in Musicals zu hören, Operetten und Opern, mit klassischem Liedgut und Werken von Kurt Weill. Vor fünf Jahren gründete Yvonne Madrid sogar ein eigenes Kammermusikensemble, „The Munich Operettas“, mit dem sie mit oft eher beschwingten und unterhaltsam präsentierten Melodien auf Tournee ging. Das Konzert im Festsaal des Wasserschlosses führt, basierend auf ihrer gerade erschienen CD, vor allem in die Welt von Komponisten wie Giacomo Puccini, Franz Léhar, Frédéric Chopin oder Eduard Künecke. Was Yvonne Madrid nicht nur Gelegenheit gibt, ihren ausdrucksstarken Sopran zu präsentieren, sondern auch ihr schauspielerischen Talente.